Mittwoch, 28. März 2007

DEM MÜMMEL SEINE RESONANZ ZU UNSEREM THEATERSTÜCK

also. mümmel. hier! nur für dich.
jetzt kannst du hier deine resonanz reinschreiben :]
Herr_Lehmann - 29. Mär, 06:43

Ein Orchestrion des Geschreis unterstützt von theatralischen Wrestling-Einlagen

So in etwa könnte man die gestrige ,,Andorra“ Inszenierung der Theatergruppe Rohr, reduziert auf ihre Quintessenz umschreiben. Es war ein lauter und brutaler Abend. Dabei fing alles so friedlich an...
So war dieser Dienstag Abend doch anfangs noch ein Moment der Unsicherheit und des Zweifels, angesichts der etwas spärlichen Anzahl an Besuchern. Nur wenige fanden sich zu Beginn des ersten Aktes im Rohrer Theatersaal wieder. Grund dafür war wohl allen voran die Konkurrenzveranstaltung der ebenso ambitionierten Schauspieler des Mainburger Gymnasiums. Nichtsdestotrotz, Premiere ist Premiere und da spielt es keine Rolle mehr ob ein Augenpaar oder ein ganzer Schwarm erwartungsvoller Blicke in Richtung Bühne starrt. Vorbei war die gute alte Zeit des Einspielens, vorbei die mehr recht als schlecht gelaufene Generalprobe, jetzt hieß es volle Konzentration und 200% geben. Und genau das tat die junge Schauspielgruppe unter der Leitung des erfahrenen Hobbyintendanten Michael Schindler. Heraus kam eine imposante Inszenierung auf die selbst Max Frisch stolz gewesen wäre, ein minimalistisch umgesetztes aber hoch eindringliches Werk, anschaulich und mitreissend in Szene gesetzt. Eine wahre Glanzleistung und dies im doppelten Sinne. Nicht nur glänzend in ihrer Performance auf der Bühne sondern ebenso brilliant in der stilistisch, fein komponierten Umsetzung ihrer Charaktere überzeugten unsere Glanzlichter der Rohrer Schauspielgruppe auf ganzer Linie. So traten alle Andorraner, und die sind schon ,,ein besonderes Volk“, passend zur Thematik der Unschuld/Schuld in schlichtem Weiß auf. Umso passender entwickelte dann diese Farbmetaphorik im Laufe des Stückes ihre ganz eigene Bedeutung als es zu den berühmten Geständnissen am Ende eines jeden Aktes kam. Dort an der Zeugenschranke wo jeder Andorraner für sich alleine steht und in seiner Unsicherheit und seinem schlechten Gewissen nicht anders kann, als alle Schuld von sich zu weisen, die Schuld am weißen Hemd, der ach so weißen Weste abzustreifen, einfach so wisch und weg. Doch gerade das wurde ihnen zum Verhängnis. So blieben schwarze Flecken auf den reinen, vermeintlich unbefleckten Gewändern der Andorraner. Dunkle Schuldflecken. Neben diesen subtilen Darstellungen der andorranischen Thematik ging es mitunter auch ziemlich zur Sache auf und hinter der Bühne. So verging sich der ,,behaarte Affe“, repsektive die Figur des Soldaten, umhüllt von einer schummrig-verruchten Bühnenbeleuchtung an Barblin, wobei der Akt selbst dem Zuschauer durch ein keckes Licht und Schatten Spiel nähergebracht wurde. Zur Rolle des Soldaten muss man noch erwähnen, dass gerade dessen Pöbelei zu so manchem Gerangel führte. Sicherlich war vorgesehen dass der Soldat entsprechend seiner Rolle im Stück gern auf andern herumtrampelt und sie wortwörtlich zur ,,Sau macht“ doch gingen die Schauspieler in der Umsetzung mitunter weit über die Schmerzgrenze hinaus. So kam es doch an der einen oder anderen Stelle zu so manch unschönen Kopflandungen gewisser Protagonisten bzw zu unsauberen Abgängen von der Bühne welche von einem geschockt-mitleidigem ,,Uuuuuh“ des Publikums begleitet wurden. Aber was tut man nicht alles um seine Rolle glaubwürdig zu verkörpern. Der harte Einsatz hat sich auf jeden Fall ausgezahlt und auch kleinere Blessuren werden hoffentlich nicht über die Freude des Erfolgs hinwegtäuschen. Ein weiteres Highlight der Aufführung war die originelle Umsetzung der Figur des Idioten. Ausgestattet mit einer stilechten XXL Star Wars Mütze watschelte der zerlumpte Idiot meist desorientiert und völlig geistesabwesend durch das Geschehen und schaffte es immer wieder das Gezeigte mit einem spastisch-epileptisch anmutendem Kopfnicken zu kommentieren. Der Running Gag des Abends und durchaus gelungen. So bot sich uns also gute zweieinhalb Stunden lang ein Meisterwerk erster Klasse, eine Inszenierung die keinesfalls zaghaft oder auf leisen Sohlen daherkam sondern vielmehr mit Ach und Krach zumindest was die Tonhöhe und die Lautstärker der Protagonisten anging. Lautstark und mit Leidenschaft haben sie ihren Text in die Welt geschrien. Ansonsten lag das Hauptaugenmerk der Umsetzung auf der Charakterzeichnung wodurch die minimalistische Bühnengestaltung nicht negativ auffiel sondern gerade durch ihre gezielte Einsetzung enorm zur Steigerung der Atmosphäre beitrug. Musikalisch wurde das ganze unterlegt von psychedelischen Klängen sowie dem Hauptmotiv des Orchestrions, hier in der melancholischen Version von The Verve und ihrer bittersüßen Symphonie, die gut zur Grundstimmung des Stückes passte. Zu bemängeln gibt es lediglich die teilweise etwas eigenwillige Verwendung der Soundkulisse, so zwitscherten Vögel an sehr fragwürdigen Stellen und die Turmuhr schlug sechs worauf von einem der Protagonisten bekannt gegeben wurde dass es schon drei Uhr sei. Aber dies sind Nebensächlichkeiten, die dem Gesamtwerk keinen Abbruch tun und über die man getrost hinwegsehen kann, denn was wäre eine Premiere wenn alles perfekt liefe. Perfekt ist langweilig. Aber langweilig war dieses Stück mitnichten. Allein schon der Thematik wegen, die nie an Aktualität verlieren wird. Demnach möchte ich hiermit nochmals ein großes Lob an alle Beteiligten aussprechen und mich im Namen der begeisterten Zuschauer(der Applaus hat’s gezeigt) für eine wirklich fulminante, mitreißende, tragische aber doch auch nachdenkliche und kritische Inszenierung von ,,Andorra“ bedanken.

DANKE...dat habt ihr JUUU(D)T gemacht !!! ;))

PS: und wer's noch nicht getan hat sollte schleunigst alles lesen was es von Max Frisch zu lesen gibt. Besonders Stiller und Mein Name sei Gantenbein kann ich jedem nur ans Herz legen....

bis denn dann

beeeti - 29. Mär, 13:58

wooooaa! ich bin gerührt! aus tiefstem herzen danke ich dir, lieber mümmel, für diese vielen worte des lobes und der präzisen artikulierung. sehr guter beitrag :) vielen dank!

kann dich natürlich nur bestätigen, wir sind die besten :D

und alle, die "Andorra" noch nicht gesehen haben:
heute ist die vorerst letzte gelegenheit
wie gewohnt um 19.30 im theatersaal in rohr!

nieder mit mainburg.
gnoootsch - 29. Mär, 14:00

oh mann jetzt bin ich voll gerührt.... ich woan glei.

ich möchte nochmal dazusagen, dass diese star wars mütze meinem kleinen herzibobbal-bruder gehörte und der das teil ernsthaft getragen hat. :]

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liest du bild? ^^ naja aber internet hast ja :D ----->...
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